Geschichte der Narrenvereinigung

Fasnacht im Hegau und am Bodensee


1958

 

Anlässlich eines Narrentreffens im Jahr 1958 finden sich die Obernarren Gebhard Sproll, Volkertshausen; Ernst Streit, Steißlingen; Walter Wochner, Wahlwies und Heinrich Rehm, Nenzingen zusammen. Die Idee eines überörtlichen Zusammenschlusses klingt zum ersten Male auf.

 


1959

 

Beim Fasnachtsumzug am 16. Februar 1959 in Wahlwies, trifft sich die gleiche Gruppe wieder. Heinrich Rehm wurde beauftragt weitere Schritte zur Schaffung einer närrischen Dachorganisation zu gehen.
So wurde am 19. April 1959 im Mohren in Volkertshausen die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee aus der Taufe erhoben. 24 Vertreter von Zünften kommen zusammen und erklären ihren Beitritt zur Narrenvereinigung.

Dies sind die Gründerzünfte:
Volkertshausen -NZ Rehbock-; Steißlingen -Storchenzunft-; Wahlwies -Stierzunft Muhwiesen-; Watterdingen -Biberjohli-; Rohrdorf -Eulenzunft-; Aach -NZ Quellwasser-; Nenzingen -Moofangen 1877-; Bohlingen -Trubehüeter-Zunft-; Rielasingen -NV Burg Rosenegg-; Anselfingen -NV Hasenbühl-; Ehingen -Quakenzunft-; Zimmerholz -NZ Holzklötzle-; Eigeltingen -NZ Krebsbachputzer-; Böhringen -Bengelschießer-Zunft 1910-; Zizenhausen -Narrenvereinigung Zizenhausen-; Worblingen -Schaflingen-; Menningen -Grafschaft Fuchsbühl-; Radolfzell -Froschenzunft 1913-; Bodman -NV Bosköpfe-; Mühlhausen -NZ Käfersieder-; Welschingen -NZ Rolli-; Friedingen -Kä-Stock-; Ludwigshafen -NZ Seehasen-; Moos -NZ Mooser Rettich-.

Vorerst bestand die Vereinigung aus dem Präsidenten Heinrich Rehm, einem Vizepräsidenten, dem Kassier und dem Schriftführer. Bereits 1961 wurde das Präsidium um drei Beisitzer erweitert.

 


1963


Am 10. Februar 1963 fand das erste Gesamttreffen der noch jungen Narrenvereinigung statt. Das Präsidium trat zum ersten Mal im Häs auf, das nach einer Abbildung eines Ratskostüms am Rathaus von Stein am Rhein, entworfen wurde.

 


1964


Im Oktober 1964 wurde in Boll eine Satzung beschlossen, die, die bei der Gründung erarbeiteten Richtlinien ablöste. Im April 1965 wird die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee in das Vereinsregister eingetragen.

 


1966


Beim zweiten großen Narrentag am 13. Februar 1966 in Meßkirch kamen die Narren zum ersten Mal in ihrem bunten Narrenhäser in die Stadtkirche zur "Narrenmesse".

Zur Fasnacht 1966 erschien dann die erste Ausgabe der Narrenzeitung Hegau-Bodensee mit 16 Seiten Umfang.

 


1967


Im März 1967 wurde die Schaffung eines Narrenbuchs, in dem jede Zunft mit einem Blatt vertreten sein soll, beschlossen.

 


1968


Die Idee, auf Schloss Langenstein eine Dauerausstellung von Fasnachtsfiguren einzurichten, wurde den Delegierten erstmals dargelegt: Spontan stimmten alle Versammlungsteilnehmer zu. Die überarbeitete Satzung wurde im März 1968 in Überlingen am Ried zusammen mit einer Geschäfts- und Ehrenordnung angenommen.

Am 26. Oktober 1968 wurde in Bermatingen die Aufteilung der Vereinigung in sechs Landschaften beschlossen. Dies sind die Landschaft 1: Hegau-Randen, 2: Rosenegg, 3: Höri-Bodanrück, 4: Nellenburg, 5: Linzgau, 6: Heuberg.

 


1969


Am 09. November 1969 wurde das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein eröffnet, als dessen Träger, schon ein Jahr später, die Narrenvereinigung von einem eigenen Trägerverein abgelöst wurde. Das Museum wird heute vom Verein Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein geführt. Die Narrenvereinigung ist bis heute dem Museum nicht nur ideell, sondern auch durch ehrenamtliche Tätigkeiten verbunden.

 


1970


Im Jahr 1970 fand für südwestdeutsche Narrenverbände erstmals ein Staatsempfang der Landesregierung in Stuttgart statt. Vertreten ist auch die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee.

 


1971


Auf Einladung der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee kamen im März 1971 die Vertreter der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, der Vereinigung Oberrheinischer Narrenzünfte und dem Alemannischen Narrenring zu einem ersten gemeinsamen Treffen -heute ARGE- zusammen. Ziel ist der Erfahrungsaustusch unter den einzelnen Verbänden.

 


1976


Am 11. Januar 1976 wurde die erste "Fasnetküchlefahrt" durchgeführt. Sie fand zum Gedächtnis an die Sipplinger Bürger statt, die am 25. Februar 1576, in Bodman Fasnetküchle verzehrten und auf der Heimfahrt elendiglich ertranken. Die Fasnetküchlefahrt findet seither alle 5 Jahre statt. Die im Anschluss an die Fasnetküchelfahrt stattfindende Tanzkreuzfahrt wurde ab diesem Zeitpunkt zur jährlichen Tradition.

Im Juni 1976 arbeitete ein Ausschuss eine Ehrenordnung aus, die für alle Ordensverleihungen innerhalb der Vereinigung maßgebend ist. Höchste Auszeichnungen wie der "Großorden" der "Narrenvogt", der "Narrenoberist" sowie der "Dackelorden" wurden geschaffen.

 


1983


Im Herbstkonvent am 23. Oktober 1983 bringt die Annahme einer Satzungsänderung, die, im Hinblick auf eine neue Verbandsführung, die Basis der Führung der Vereinigung verbreitert und die Aufgaben neu verteilt. Neben dem Präsident werden neue Titel und Ämter geschaffen, wie beispielsweise der Kanzelar (Geschäftsführer), Chronist (Pressevertreter und Chefredakteur), Zeremonienmeister, Ordensmeister, Aktuar (Versicherungen) und Senator (Verbindungsmann zu den verdienten Altnarren).

 


1984


1984 kam es dann zum geplanten Wechsel des Präsidenten. Der große Präsident, Heinrich Rehm, trat ab und ein großartiger Präsident, Hans-Peter Jehle, übernahm als Kapitän das Narrenschiff unserer Vereinigung. Eine neue Ära begann. Heinrich Rehm wurde zum Ehrenpräsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee ernannt.

Da der Vereinigung inzwischen mehr als 100 Zünfte angehörten, war eine der ersten Amtshandlungen Jehles ein Aufnahmestopp für weitere Zünfte. Dadurch sollte die gute Betreuung der bisherigen Mitgliedszünfte gewährleisten werden. Lediglich die Zünfte in Anwartschaft wurden in den folgenden Jahren noch aufgenommen.

 


1991


Wegen des Golfkriegs wurden am 17. Januar 1991 alle Narrentreffen abgesagt.

 


1996


Im Februar 1996 wurde vom Fernsehen Südwest 3 erstmals ein Umzug der Vereinigung übertragen. Moderator dieser Live-Sendung war Präsident Hans-Peter Jehle zusammen mit Sonja Schrecklein und Evelin König vom SDR. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Umzüge der Vereinigung vom SWR mit großem Erfolg fast jährlich gesendet.

Im Gesamtkonvent am 20. Oktober 1996 in Bohlingen wurde die neu überarbeitete Satzung und Geschäftsordnung verabschiedet und einstimmig eine neue Ehrenordnung und Richtlinien zur Narrenzeitung angenommen.

 


1997


In den vielen vergangenen Jahren hat sich die Vereinigung durch eine sehr liberale Politik in der Zusammenarbeit mit den Zünften ausgezeichnet. Der weitestgehende Verzicht auf Einschränkungen in deren Brauchentwicklung hat nicht nur viele Konfrontationen erspart, sondern ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Zünften ermöglicht. Die liberale Haltung hat dabei der Entwicklung des Brauchtums in keiner Weise geschadet. Trotzdem waren die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee 1997 – nach fast 40 Jahren – erstmals gezwungen, Brauchtums- und vor allem Umzugsrichtlinien zu erlassen. Veränderten Umstände, wie die Einstellung zur Brauchausübung und Anforderung der Behörden machen eine Reglementierung unumgänglich.

 


2000


Nach jahrzehntelangem bescheidenem Mitgliedsbeitrag von 25 DM wurde im Gesamtkonvent in Rielasingen am 22. Oktober 2000 mehrheitlich einer Erhöhung auf 50 DM pro Jahr und Zunft zugestimmt.

 


2001


Am 20. Juni 2001 verstarb Mitbegründer und Ehrenpräsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, Heinrich Rehm. Er wurde zwei Tage später in seiner Heimatgemeinde Nenzingen unter sehr großer Anteilnahme aller Narrenzünfte und der befreundeten Verbände zu seiner letzten Ruhestätte geleitet.

Beim Gesamtkonvent 2001 war die Umstellung von D-Mark auf EURO, die am 01. Januar 2002 in Kraft trat, wesentlicher Tagesordnungspunkt.

 


2002


Seit 2002 ist die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee im Internet präsent.

 


2004


Am 24. Oktober 2004 beschloss der Gesamtkonvent die Schaffung der Heinrich-Rehm-Medaille. Zur künftigen Erinnerung an den Gründer wurde 2006 erstmals die Medaille verliehen. Die Ehrung wird seither alle 2 Jahre für herausragende Verdienste um die Förderung, Verbreitung, Darstellung, Erforschung und Pflege des Fasnachtsbrauchtums verliehen.

 


2009


Die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee feierte im Jahr 2009 ihr 50-jähriges Jubiläum. Am 19. April, dem 50. Gründungstag der Vereinigung, fand die Vorstellung des Jubiläumsbuches "Zünftige Fasnacht" auf Schloss Langenstein statt. Eine gleichzeitig eröffnete Sonderausstellung zeigt die Geschichte der Vereinigung.

Der Herbst 2009 brachte wieder einen Einschnitt in die Geschichte der Narrenvereinigung. Hans-Peter Jehle übergab nach 25 Jahren sein Amt als Präsident an Rainer Hespeler. Auch er verfolgt das Ziel einer liberalen Brauchentwicklung und Gestaltung individueller Bräuche im Sinne des Gründervaters Heinrich Rehm.

 

 

 

Zunftmeisterempfang im Konstanzer Konzil beim Gesamttreffen 1978