Entstehung der Zünfte

Ländliches Fasnachtstreiben seit dem 19. Jahrhundert

Zum Verständnis der Entstehung der Zünfte und ihrer unterschiedlichen Brauchformen lohnt es sich ein Blick auf die Entwicklung des ländlichen Fasnachtstreibens der letzten hundertfünfzig Jahre.


Etwa von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg bildeten sich in den Gemeinden, jeweils um die Jahreswende, „Fasnachtscomités“ oder „Narrengesellschaften“, die die kommende Fasnacht organisierten. Es waren vor allem örtliche Vereine, Handwerker und Bauern, die diese Aufgabe mit viel Freude und Engagement wahrnahmen. Man beschränkte sich beim närrischen Treiben auf wenige Tage vor dem Aschermittwoch und veranstaltete Umzüge, Tanzvergnügen, teilweise auch makabre und spektakuläre Fasnachtsspiele.

In vielen Orten wurde gegen Ende des Jahrhunderts ein Narrenbaum als „Stammbaum aller Narren“ gestellt. Während die ersten Zünfte unserer Vereinigung, als Nachfolger der Komitees und Narrengesellschaften, schon weit vor oder in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg gegründet wurden, erfolgte in vielen Gemeinden die Umwandlung in einen Verein erst in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Man nannte sich, je nach Landschaft oder Region, Narrenverein, Narrenzunft oder weiterhin Narrengesellschaft. Der Zunftname bezog sich auf Gestalten der örtlichen Sagenwelt, ließ den Necknamen der Gemeinde wieder aufleben, orientierte sich an ausgestorbenen Berufen oder schlicht am Ortsnamen. An die Spitze stellte man einen „Zunftmeister“, einen „Präsidenten“ oder in wenigen Fällen einfach einen „Vorstand“.

Im Laufe der Zeit hat sich die bodenständige Straßenfasnacht, an der sich alle Schichten der Bevölkerung beteiligten, immer mehr zur organisierten Umzugs- und Saalfasnacht gewandelt. Die Zünfte treffen sich schon Wochen vor der eigentlichen Fasnacht, beginnend mit dem 6. Januar, bei sich vielen bietenden Gelegenheiten wie Narrentreffen und Freundschaftsbesuchen.
 

 

 


 

Urgestein der ländlichen Fasnacht: Heinrich Rehm